Der Pflegestützpunkt der Stand Mannheim, der Gesundheitstreffpunkt und jeweils eine andere Selbsthilfegruppe veranstalten jährlich 2 x den Dialog Selbsthilfe & Pflege. Im März wurde hierzu die DSL-Selbsthilfegruppe „Schmerz lass nach!“ eingeladen. Somit wurde auch passend der Titel „Schmerz lass nach!“ gewählt.
Der Mannheimer Schmerztherapeut Dr. Stefan Schramm vom Schmerztherapie Zentrum Mannheim hat hierzu den Fachvortrag „Strategien in der Behandlung chronischer Schmerzsyndrome“ beigetragen.
Bereits zu Beginn des Vortrags erläuterte Dr. Schramm, dass Schmerztherapie nicht die Heilung verspricht, aber eine Linderung der Beschwerden in Aussicht stellt. Im Gegensatz zu einem Orthopäden mit einer durchschnittlichen Patientenzahl von 180 – 200 Patienten pro Tag kann ein Schmerztherapeut max. 18 – 20 Patienten pro Tag behandeln.
Dann erklärte Dr. Schramm erst was Schmerz bzw. chronischer Schmerz ist und woher der chronische Schmerz kommt. Dabei ging Dr. Schram auch auf das Schmerzgedächtnis ein und wo die Speicherung vom chronischen Schmerz erfolgt.
Den Zuhörern machte er auch deutlich, dass bei der Behandlung des chronischen Schmerzes die Eigenverantwortung des Patienten das A und O ist. Die Behandlung nur dem Schmerztherapeuten zu überlassen, ist nicht möglich bzw. nicht zielführend!
Daraufhin ging Dr. Schramm auf die verschiedenen Behandlungsmöglichkeiten von Schmerzen ein. Neben der klassischen organischen Behandlung sind u.a. auch TCM, Osteopathie, Homöopathie, Bio-Resonanz … möglich.
Über ein kurzes Video konnte Dr. Schramm den Zuhörern eindrucksvoll die Schmerzleitung im Körper zeigen. Bei den eindrucksvollen Bildern wurde deutlich, dass Bilder oft mehr ausdrücken können, wie allein viele Worte.
Auf die üblichen Aussagen der Patienten sowohl von bisherigen Behandlungen (z.B. "Keiner kann mir helfen, ich war schon bei so vielen Orthopäden!" oder "Ich möchte einfach nur schmerzfrei sein!") wie auf die Reaktion beim psychosomatischen Modell (z.B. "Der nimmt mich nicht ernst!", "Ich bilde mir das doch nicht ein!" oder "Jetzt schieben die mich in die Psychoecke!") ging Dr. Schramm auch ein. Er machte dabei deutlich, dass er als Schmerztherapeut solche Aussagen regelmäßig hört und hier dem Patient deutlich machen muss, dass er auf einen Arzt getroffen ist, der diese Reaktionen versteht und die Beschwerden des Patienten und den Patient selbst ernst nimmt.
Im Anschluss machte er die Zuhörer mit den psychosomatischen Reaktionen des Körpers vertraut und zeigte dabei auf, dass Personen mit viel Stress eine schlechtere Schmerzprognose haben wie andere. Auch Personen mit einer niedrigeren Schulbildung bzw. „niedrigeren Arbeiten“ haben eine schlechtere Prognose wieder in die Arbeit zurück zu kommen wie andere. Über den Bewertungskatalog stressauslösender Ereignisse nach Holms konnte jeder seine eigene Messzahl für den aktuellen Stresswert ermitteln.
Um als Patient die Behandlungsvorschläge besser verstehen zu können, zeigte Dr. Schramm auch auf, wie sich der Schmerz zusammensetzt. Im Schmerz enthalten ist ein
Daraufhin ging er auf die Klassifizierung der Schmerzen ein:
Damit die Patienten für sich Wege finden, eine Senkung der Schmerzschwelle zu erreichen, machte Dr. Schramm auch deutlich, wie eine Schmerzschwelle sind und wie sie steigt. Das bedeutet, sobald der Patient Aktivitäten erkennt, die seine Schmerzschwelle ansteigen lässt, kommt er besser mit den Schmerzen zurecht! Jedoch gilt: Man kann sich nicht an Schmerzen gewöhnen! Und Alter ist kein Schmerzmittel! Somit nicht einfach abwarten, ob der Schmerz nicht wieder von allein vergeht!!!
Zum Abschluss ging Dr. Schramm noch auf das medikamentöse Stufenschema der Schmerztherapie der WHO ein. Darin die die möglichen Schmerzmittel in 3 Stufen eingeteilt. Jeder Arzt ist angehalten, die Behandlung möglichst mit Schmerzmitteln aus der Stufe I (= unterste Stufe der Schmerzmittel) zu beginnen und erst danach ein Schmerzmittel aus der Stufe II und danach der Stufe III einzusetzen. Neben der Behandlung mit Schmerzmittel sollten immer Begleitmaßnahmen wie TENS, Krankengymnastik, Verhaltenstherapie und ähnlichem erfolgen!
Bei der Basistherapie von neuropathischen Schmerzen sollte der Patient nicht irritiert sein, wenn auch ein Antidepressiva zum Medikamentenplan gehört. Die Kombination von lang wirkende Opioide (Retardtabletten) mit Antidepressiva plus Antiepileptika hat sich hier bewährt!
Zum Abschluss seines ausführlichen Vortrages erntete Dr. Stefan Schramm einen langen Applaus und Marianne Simon der DSL-Selbsthilfegruppe „Schmerz lass nach!“ konnte ihm – vor den ganzen individuellen Fragen der Zuhörer – noch ein Referentengeschenk überreichen.
Dr. Stefan Schramm mit Marianne Simon