Im vollbesetzten Vortragsraum der Diakonie Weinheim konnte Marianne Simon im Namen der DSL-Selbsthilfegruppe „Schmerz lass nach!“ 30 interessierte Zuhörer begrüßen.
Erst informierte sie insbesondere Marianne Simon über die DSL-Selbsthilfegruppe „Schmerz lass nach!“ und die Ziele der Selbsthilfegruppe und der Deutschen Schmerzliga e.V. Die DSL-Selbsthilfegruppe „Schmerz lass nach!“ ist ja erst im Juli 2012 mit den monatlichen Treffen gestartet.
Danach übernahm Michael Stimper das Wort. Michael Stimper hat zusätzlich zu seiner Physiotherapie-Praxis die er mit seiner Frau seit 2000 führt, die Zusatzausbildung zum Osteopathen absolviert und im Jahr 2005 eine eigene Praxis für Osteopathie aufgebaut.
In seinem Vortrag „Osteopathie – sanfte Medizin mit den Händen – Möglichkeiten und Grenzen“ ging Michael Stimper dann auf die genaue Definition der Osteopathie ein. Dabei erfuhren die Zuhörer, dass die Osteopathie eine ganzheitliche Medizin ist, die der Diagnose und Behandlung von Funktionsstörungen dient. Die Diagnose und Therapie erfolgt mit speziellen Techniken und wird mit den Händen ausgeführt. Sie ist als Ergänzung zu Schulmedizin zu sehen. Grundlage einer guten Osteopathie-Behandlung ist die ausführliche Anamnese. Dazu ist in der Schulmedizin ja häufig leider keine Zeit mehr.
Durch die Erläuterung der Entstehung und der Geschichte der Osteopathie wurde deutlich, dass es sich um eine alte Behandlungsmethode handelt, die allerdings erst relativ spät in Deutschland Fuß gefasst hat.
Bereits 1874 machte der amerikanische Arzt A.T.Still im Rahmen seiner ärztlichen Behandlung die Entdeckung, dass der Körper in der Gesamtheit betrachtet werden muss. Im Jahr 1892 eröffnete er die erste Schule für Osteopathie in Kirksville, Missouri. Im Jahr 1917 gründete John M. Littlejohn in London die erste British School of Osteopathie. Im Jarh 1936 wurde durch Dr. William G. Sutherland die Osteopathie um den craniosacralen Bereich der Osteopathie, der sich mit Schädel und Kreuzbein beschäftigt. Ab 1950 erreichte die Osteopathie dann den europäischen Kontinent. Ab 1970 wurde in Frankreich die viszerale Osteopathie, die sich mit der Bauchdecke und den Organen befasst, entscheidend weiterentwickelt. Ab 1980 wurde in größerem Umfang die berufsbegleitende Ausbildung in Deutschland begonnen und praktiziert. Diese Ausbildung wird an osteopatischen Privatschulen in fünf Jahren berufsbegleitend in 1.300 Unterrichtsstunden für Ärzte, Physiotherapeuten und Heilpraktiker angeboten und endet mit dem Osteopathen (grad.). Nach Ablegen der Prüfung kann durch eine Diplomarbeit der Titel „Osteopath D.O.“ dazu erworben werden.
Nach der Geschichte ging Michael Stimper auf die unterschiedlichen Bereiche der Osteopathie ein. Es handelt sich dabei um:
- Die parietale (strukturelle) Osteopathie – Beschäftigung mit dem Bewegungsapparat, die sich mit den Faszien, Muskeln, Knochen und Gelenken des Körpers befasst
- Die viszerale Osteopathie – Beschäftigung mit den inneren Organe und der Bauchdecke
- Die craniosacrale Osteopathie – Beschäftigung mit Schädel, Wirbelsäule und Becken
- Osteopathie bei Säuglingen – Behandlung von Säuglingen, die noch an den Folgen der Geburt oder an allgemeinen Störungen leiden
Für diese Behandlung benötigt der Osteopath auch Wissen in den Grundlagenfächern der Humanmedizin (Anatomie, Physiologie, Pathologie), da dies die wissenschaftliche Basis der Osteopathie bildet. Der Osteopath muss den Mensch in seinen Teilbereichen kennen, um ihn ganzheitlich behandeln zu können.
Über anschauliche Beispiele, wie eine Fehlfunktion – auch durch kleine Ursachen – entstehen kann und der Körper dann selbst versucht dies auszugleichen, machte deutlich, dass der Körper eine Einheit ist. Der Körper versucht somit immer sofort die Fehlhaltung in den angrenzenden Regionen weiter auszugleichen. Dadurch kann eine Fehlhaltung entstehen, die dann zu den Problemen führt, warum der Patient Hilfe sucht. Da die Osteopathie den Körper ganzheitlich betrachtet, wird hier meist die Ursache gefunden. Die Schulmedizin hingegen schaut meist nur nach der Schmerzstelle und schaut nicht, nach der Kette, in der die Schmerzursache letztendlich zu finden ist.
Anschauliche Bespiele, wie eine Fehlfunktion – auch durch eine kleine Ursache – entsteht und der Körper versucht diese auszugleichen, machten deutlich, dass der Körper eine Einheit ist. Er versucht somit immer sofort die Fehlhaltung in den angrenzenden Regionen weiter auszugleichen. Dadurch könnte eine Fehlhaltung entstehen, die dann zu den Problemen führt warum der Patient Hilfe sucht. Da die Osteopathie den Körper ganzheitlich betrachtet, wird hier meist die Ursache gefunden. Die Schulmedizin hingegen schaut meist nur nach der Schmerzstelle und schaut nicht, nach der Kette, in der die Schmerzursache letztendlich zu finden ist.
Dies ist wird im Ablauf der Entstehung von Krankheiten deutlich:
- Erst steht die Gesundheit – Die Fähigkeit des Organismus, Einflüsse auszugleichen oder zum eigenen Vorteil aufzunehmen.
- Daraus kann sich eine Funktionsstörung entwickeln – Wenn der Organismus einen Einfluss nicht ausgleichen kann, beeinträchtigt dieser Einfluss die Funktion
- Der Körper beginnt die Kompensation – Die gestörte Funktion einer Struktur wird durch die Funktion einer anderen Struktur unterstützt.
- Die Krankheit beginnt – Wenn ein Einfluss stark genug ist oder eine Kompensation nicht aufrechterhalten werden kann, wird die Struktur beeinträchtigt – eine Krankheit bricht aus.
Aus diesem Ablauf wird deutlich, dass der menschliche Körper immer eine unzertrennbare Einheit darstellt. Der Körper ist mehr als nur die Summe seiner Einzelteile. Knochen, Muskeln, innere Organe und Gewebe stehen in wechselnder Beziehung zueinander. Erst deren harmonisches Zusammenspiel ermöglicht dem Körper als Einheit zu funktionieren.
Die Struktur und die Funktion des Körpers bedingen sich wechselseitig. Wenn die Funktion eines Organs zunimmt, wächst in der Regel auch dessen Struktur. Wird die Funktion eines Orans nicht mehr benötigt, verkümmert dessen Struktur. Die Funktion einer Struktur zeigt sich als Bewegung. Der Osteopath erkennt die gestörten Funktionen als beeinträchtigte Bewegungen der Struktur. Der Osteopath kann mit seinen Händen unterschiedlichste Formen von Bewegungen ertasten. Mit seinen manuellen Techniken hilft der Osteopath dann der Struktur zu ihren ursprünglichen Bewegungen zurück. Die Struktur kann so ihre Funktion wieder störungsfrei ausüben.
Durch die Aktivierung der Selbstregulierungskräfte des Körpers sind alle körpereigenen Mechanismen, Reflexe und Prozesse, die dem Organismus aus einem kranken Zustand zur Gesundung zurückverhelfen.
Ein Osteopath heilt somit nicht, sondern er hilft dem Organismus, sich selbst zu heilen, indem er dessen Selbstregulierungskräfte unterstützt.
Im Rahmen einer Übung machte Michael Stimper auch die Zusammenhänge der Atmung im Bauchraum für jeden selbst tastbar. Jeder Teilnehmer konnte selbst spüren, wie durch die Atembewegungen des Zwerchfells die Organe im Bauchraum bewegt werden. Somit konnte jeder Teilnehmer selbst erkennen, wie die Zusammenhänge der Organe mit jedem Atemzug beeinflusst werden.
Am Ende seiner Ausführungen ging Michael Stimper auch auf einige Bereiche ein, in der die Osteopathie allein nichts ausrichten kann. Bei Akuterkrankungen (z.B. Herzinfarkt), Infekten und psychischen Krisen kann die Osteopathie allein nicht helfen. Hier kann die Osteopathie jedoch die schulmedizinische Behandlung ergänzen.
Auch die inzwischen möglichen Kostenübernahmen einzelner gesetzlicher Krankenkassen wurden zum Ende noch angesprochen.
Nachdem Michael Stimper bereits auch während seiner Ausführungen auf Fragen einging, war am Ende noch Zeit für individuelle Fragen.
Zum Abschluss konnte Marianne Simon sich im Namen aller Anwesenden für die ausführlichen und doch verständlichen Erläuterungen nur herzlich bedanken und allen Anwesenden einen guten Heimweg wünschen.
Marianne Simon und Michael Stimper zum Abschluss des Abends