Dipl.-Psych. Heiko Böhler bei „Schmerz lass nach!“
Zum bundesweiten Aktionstag „Schmerz“ war das erste Mal ein Fachreferent bei der DSL-Selbsthilfegruppe „Schmerz lass nach“ zu Gast. Diplom-Psychologe Heiko Böhler war mehrere Jahre im Schmerzzentrum Ludwigshafen aktiv und hat über die Jahre Fachwissen zu chronischem Schmerz angesammelt und weiß somit, was Menschen umtreibt, die chronische Schmerzen haben.
In der Gesprächsrunde wurde angesprochen, welcher Hilflosigkeit Schmerzbetroffene oftmals ausgesetzt sind. Häufig werden sie als von Ärzten und dem persönlichen Umfeld als Simulanten abgestempelt, da Schmerz außen meist nicht Sichtbar ist. Der Weg in die Depression ist so nicht weit.
Auch die Zahlen aus dem Internet, die sagen, dass alle 53 Minuten ein Mensch Suizid begeht und laut Studien jeder 6. davon ein Mensch mit chronischen Schmerzen ist, machte betroffen. Immerhin ergibt dies 4,5 Suizidopfer mit chronischen Schmerzen täglich!
Dipl.-Psych. Heiko Böhler machte deutlich, dass es nicht soweit kommen muss. Es muss sich kein Betroffener mit seiner Situation abfinden, stattdessen muss er sich in Behandlung begeben.
Die Multimodale Schmerztherapie in der neben der eigentlichen Schmerzbehandlung auch die Aktivierung über die Physio- und Ergotherapie und die Einbeziehung eines Psychologen (meist mit der Fachweiterbildung „Schmerz“) kann ein Ausweg aus dem Tiefpunkt aufzeigen kann. Sie bedeutet somit körperliches, gedankliches und verhaltensbezogenes Üben unter ärztlicher Kontrolle. Dabei machte Heiko Böhler kein Hehl daraus, dass Psychologisch geschulte Schmerztherapeuten leider sehr dünn gesät sind.
Auch die unterschiedlichen Medikamente, die neben den eigentlichen Schmerzmedikamenten innerhalb einer Schmerztherapie verordnet werden, waren ein Thema des Abends. Heiko Böhler machte auch deutlich, dass die Gefahr einer Abhängigkeit von Medikamenten nicht besteht, wenn die Medikamente genau in Absprache und in Abstimmung mit einem Schmerztherapeuten in genau der verordneten Menge angewendet werden. Abhängigkeiten entstehen eher in der unkontrollierten Einnahme von Medikamenten, die oftmals sogar frei verkäuflich sind.
Im Rahmen einer Schmerztherapie entsteht eher selten eine Medikamentenabhängigkeit da der Schmerztherapeut die Dosierung nach dem Motto „so wenig mit möglich - aber so viel wie nötig“ wählt.
Als wichtigste Botschaft fasste Heiko Böhler den Abend so zusammen: Den Schmerz darf man nicht als Feind bekämpfen und keine Angst davor zu haben, dass er die Regie über den eigenen Körper übernimmt. Diese Regie muss der Schmerzgeplagte selbst behalten.
Zum Abschluss bedankte sich Marianne Simon im Namen der DSL-Selbsthilfegruppe „Schmerz lass nach!“ bei Dipl.-Psych. Heiko Böhler für sein Kommen, seine Ausführungen und die Beantwortung der aufgetretenen Fragen.
Carmen Maier, Marianne Simon und Dipl.-Psych. Heiko Böhler im Gespräch
(Foto: RNZ/Bernhard Kreutzer)